Gerd Bauer Modellbau

Neckarsulmer Stahlradwagen von 1888

Im Jahr 1888 leistete man in Neckarsulm den ersten Beitrag zum Automobilbau. Direktor Zeidler, der technische Leiter der Neckarsulmer Strickmaschinen- und Fahrradfabrik zeichnete die Konstruktionspläne (mit Datum 11. Dez. 1888), nach denen in Neckarsulm Fahrgestelle gefertigt wurden. Es handelte sich um einen Auftrag aus Stuttgart; mit einem Daimler-Motor versehen wurden diese Automobile unter der Bezeichnung "Daimler-Stahlradwagen" verkauft.




Die Originalzeichnug für Motor, Kupplung, Getriebe und Antriebswelle:


Die Reifen waren damals aus Naturkautschuk und daher von crèmeweißer Farbe:



Ein Artikel in Rad der Zeit (Audi-Dokumentation) war Anlaß genug, diesem erstaunlichen Automobil näher nachzuforschen.

Zunächst mussten Daten und Fakten gesammelt werden. Alle Teile habe ich einzeln gezeichnet. Das Anfertigen der Teile erfolgte dann so nah wie möglich entsprechend der historischen Fertigungsprozesse.

So entstand ein Modell 1 : 4; ein Nachbau des ersten vierrädrigen Auto mit allen Komponenten, wie sie heute noch in vielen PKW zu finden sind:

  • sieben Ventile
  • Mittelmotor in Zweizylinder V-Auslegung
  • Kurvennutsteuerung der Ventile mit Zwangsbegrenzung der Drehzahl
  • Glührrohrzündung
  • Oberflächenvergaser mit Luftvorwärmung
  • Konuskupplung
  • Viergang Zahnradgetriebe
  • Differenzialausgleich
  • Kühlwasserumlauf durch den Rohrrahmen des Fahrgestells (mit Zentrifugalpumpe)
  • Bandbremse
  • Spurstangenlenkung
  • Niveauausgleich
  • Leichtbauweise


Nach geraumer Zeit waren alle Einzelteile angefertigt:


Ein Jahr lang habe ich nach Nieten gesucht, die genau den maßstäblichen Durchmesser hatten. sodass die 204 Nieten wie beim Originalauspuff patziert werden konnten:



Die Kugelbehälter rechts und links auf der vorderen Querkonsole gaben zunächst Rätsel auf. Es stellte sich heraus, dass es sich um Ausgleichsbehälter für das Kühlwasser handelte. Das Kühlwasser nämlich wurde durch eine vom Motor über einen Keilriemen angetriebene Wasserpumpe durch den Rohrrahmen zirkuliert.

Die Vorderachse war als Pendelachse ausgelegt. Die Hebel der Spurstangenlenkung waren so ausgelegt, dass die beiden Vorderräder einen gemeinsamen Lenkrollenradius befuhren.


Der Motor war der erste Zweizylindermotor der Geschichte. Er hatte einen Hubraum von 565 ccm und verdichtete auf 1 : 2,55. Bei einer Drehzal von 920 U/min erreichte er 1,65 PS. Auf dem geschlossenen Kurbelgehäuse standen die beiden luftgekühlten Zylinder. Die Zylinderköpfe waren wassergekühlt. Sie waren in einem Winkel von 17 ° angebracht.

Der Motor wurde von Hand gestartet. Dazu wurde zuerst die Glührohrzündung mit Benzin vorgewärmt.

Hier sehen wir den Motor mit maßstabgetreuen Montagewerkzeugen:


Die Bandbremse (Leder auf Bremstrommel aus Messing), das Lager, Getriebe und Motor mit Oberflächenvergaser und - fast verdeckt - das Differentialgetriebe, sowie die Federung und die Kühlwasserpumpe mit Zuleitungen:


In der zeitgemäßen Reisetruhe konnte die Geräuschelektronik, der Lautsprecher, der Fahrtenregler und die Antriebsbatterie verstaut werden. Darunter ist der Glockenankermotor vom Lemo Solar:

Bereit zur ersten Ausfahrt:





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